Der Affe und der Schusterjunge

Der Affe und der Schusterjunge

[266] Der Affe sitzt in sanfter Ruh' –

Der Schusterbube schleicht herzu.


Der Affe und der Schusterjunge

Der tupft ihn voller Übermut

Mit der Zigarre, die in Glut.
[266]

Der Affe und der Schusterjunge

Schnell springt der Affe in die Höh',

Denn die Geschichte tut ihm weh.


Der Affe und der Schusterjunge

[267] Er springt herab und faßt und rupft

Den Buben, welcher ihn getupft;


Der Affe und der Schusterjunge

Eilt dann zurück mit raschem Schritt

Und nimmt auch noch die Flasche mit.


Der Affe und der Schusterjunge

Der Affe steht auf einem Bein

Und trinkt den guten Branntewein.
[268]

Der Affe und der Schusterjunge

Der Schusterbub will's ihm verwehren,

Der Affe läßt sich ungern stören;


Der Affe und der Schusterjunge

Und auf dem Buben mit Geklirr

Zertrümmert er das Trinkgeschirr.
[269]

Der Affe und der Schusterjunge

Des Schusterbuben Wehgeschrei

Lockt einen dicken Herrn herbei.


Der Affe und der Schusterjunge

Kaum, daß der Herr sich dreingemischt,

So hat der Aff' den Hut erwischt.
[270]

Der Affe und der Schusterjunge

Dem Herrn sein Hut ist noch ganz neu,

Dem Affen ist das einerlei.


Der Affe und der Schusterjunge

Der Herr schlägt mit dem span'schen Rohr,

Der Affe hält den Hut davor.
[271]

Der Affe und der Schusterjunge

Und eh' es sich versieht der Dicke,

Nimmt ihm der Affe die Perücke.


Der Affe und der Schusterjunge

Jetzt hat er auch den Stock gepackt

Und biegt ihn, bis er abgeknackt.
[272]

Der Affe und der Schusterjunge

Fort schleicht der Bube und der Dicke,

Der Aff' zerstückelt die Perücke.


Der Affe und der Schusterjunge

Der Affe schlummert ruhig ein

Voll Seelenruh' und Branntewein.
[273]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 266-274.
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