Herüber zog eine schwarze Nacht

[205] Herüber zog eine schwarze Nacht.

Die Föhren rauschten im Sturme;

Es hat das Wetter wild zerkracht

Die Kirche mit ihrem Turme.


Zerschmettert das Kreuz, zerdrückt der Altar,

Zermalmt das Gebein in den Särgen –

Die gotischen Bögen wälzen sich

Donnernd hinab von den Bergen.


Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor

Als wie zu einem Grabe –

Da fährt entsetzt vom Lager empor

Und spricht zur Mutter der Knabe:


»Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,

Das hat den Schlaf mir verdorben.

Ach Mutter, mir träumte, soeben wär

Der liebe Herrgott gestorben.«


Quelle:
Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Band 1, Berlin 1956/57, S. 205.
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