Psalm 11. In domino confido

[649] Ein trost psalm, daß Got seiner Kirchen feind stürtzen vnd sein häufflin retten wölle.


1.

In Gott allein setz ich meinn trost

vnd wil mich jm vertrawen,

Hat mich vom Todt auß gnad erloßt,

auff sein Wort wil ich schawen.

Wes ist dann dschult,

daß jr mich wolt

von solcher leer ab dringen,

Vnd sprecht, mir sol

sein gholffen wol,

durch menschē leer gelingen

von Gottes wort zu bringen.


2.

Gleich wie der schütz seinn bogen spennt

vnd scheußt die scharpffen pfeile,

Dermaß auch menschen leer zertrennt

alls gut in kurtzer eile:

Den rechten grund

wöln sie zu stund

durch menschen tand verkeren,

Sprechen 'der schlecht,

der frumm vnd grecht,

was solt vns der guts leren?

wir wöln sein wort nicht hören.


3.

Gott aber sitzt im himel hoch,

dem sie so widersprechen:

Die mißthat gibt Er keynem nach,

er wirts gar schwerlich rechen:

Sein augen zwar

sehn alles klar,

prüfen der menschen kindern;

Wer jm recht thut,

der hats auch gut,

die bösen wirt er hindern,

irn freuel zuuermindern.


4.

Ein wetter groß mit donnerplitz

wirt er lan auff sie regnen,

Ir lohn ist schwefel, fewr vnd hitz,

den frummen gibt dagegen,[649]

Die jr angsicht

han dahin gricht,

daß sie sein Wort belieben

Vnd dem nachtracht

beid tag vnd nacht,

sich stets darinn zu üben,

die läßt er nit betrüben.


5.

Des danckn wir dir, O Herre Got,

du wöllest vnser walten,

Behüten für der bösen rott,

vnd an deim wort erhalten,

Die rechte lehr

zu deiner ehr

vor diser welt bekennen,

Kein wasser, fewr

noch abenthewr

von dir nimmer abtrennen,

wie wir vns nach dir nennen.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 649-650.
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