An Agathon

[146] Dein Leben, welch ein seliger Göttertraum!

Im Mirthenhain, wo Psyche und Amor sich

Umarmen, opferst du, von Hebens

Blumen umduftet, den Huldgöttinnen.
[146]

Gleich Pästums Rosen duftet und blüht der Kranz

Der deine Stirn beschattet; doch Hebe flieht,

Und ihre Zauberblumen sterben

Lange vor Hesperus mildem Glanze.


Apollons Lorbeern grünen wenn alles welkt!

Drum brich den Sprößling, welchen die Muse dir

Erzog, die seit der Vorwelt Sängern

Wenigen holder als dir gelächelt.


Wie einst an Orpheus heiliger Urne, klagt,

Wann spät, o Freund, der Seligen Inseln dich

Empfangen, dann bei deinem Grabe

Länger und zärtlicher Philomele.

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 146-147.
Lizenz:
Kategorien: