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[137] 1635 Februar 14.
Chor der Nymphen.
Arethuse, die Getreue.
Ist nicht diß der liebe Tag,
den ich so zu wündschen pflag?
Herille, die Begehrte.
Ja, er ists.
Chlorelle, die Beständige.
O schöne Stunden!
Ach, wie wol habt ihr euch funden!
Arethuse.
Her, ihr Najadinnen, her,
gebt uns, was kömmt über Meer!
Melinde, die Langmütige.
Gebt uns, was kömmt aus Idumen,
gebt uns junge Märzenblumen,
neue Tulpen, fremde Nelken,
welche nimmermehr verwelken,
die der Tau, das Kind der Nacht,
voll von Küssen hat gemacht!
Arethuse.
Zuckerrosen und Narcissen,
die kein Frost hat angebissen.
Herille.
So soll er, aller Blumen Schein,
mit Blumen angebunden sein?
[137] Chlorelle.
Nicht mit Blumen nur alleine,
dieses Band soll auch sein seine,
was wir haben aufgewunden:
darmit sei er angebunden.
Carilene, die Hoffende.
Wo ist er, aller Freunde Freund,
dem heute seine Sonne scheint?
Chor der gesamten Nymphen.
Flieget durch die Sternenwelt,
ihr geschwinden Lenzenwinde,
fliegt mit unserm Angebinde!
Schauet, wo er sich enthält,
unser aller Freunde Freund,
dem itzt seine Sonne scheint!
Ob er schläfet oder wachet,
ob er weinet oder lachet,
ob er reiset oder ruht,
oder was er immer tut,
so verehrt ihm unsre Grüße
und die frommen Ehrenküsse,
und ruft laut: Dem wir diß geben,
müsse lange, lange leben!
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